Max
hatte nicht zu viel versprochen. In der warmen Küche herrschte eine ganz andere
Atmosphäre. Alles war zwar ebenfalls in schummriges Halbdunkel getaucht, hier
verbreitete es jedoch nichts als Gemütlichkeit und Wärme. Im Holzofen brannte
ein munteres Feuer und auf dem ausladenden Holztisch stand ein großer Teller
voll duftender Butterplätzchen, daneben drei große Becher. „Ich habe einen
Bärenhunger!“, stellte Zimt auf der Stelle fest und ließ sich auf einem
rustikalen Holzstuhl fallen. „Das geht mir auch so!“ Sternchen machte es sich
ebenfalls bequem und schnupperte in Richtung des frischen Gebäcks. „Da seid ihr
ja“, erklang eine freundliche Stimme und hinter dem Herd tauchte eine ältere
rundliche Bärendame auf. Sie strich sich die Haare zurück, die sich aus der
locker hochgesteckten Frisur gelöst hatten und hob einen dampfenden Topf vom Herd.
„Willkommen bei uns! Es freut mich sehr, dass ihr Max in diesem Advent
Gesellschaft leisten wollt.“ Mit herzlichem Lächeln füllte sie den Inhalt des
Topfes sorgsam in die Becher, aus denen sofort der Duft von süßer Honigmilch
emporstieg. „Stärkt Euch erst einmal“ fuhr Thea fort, „Und während ihr es euch
schmecken lasst, verrate ich euch ein wenig von mir und dem, was euch hier
erwartet. Wie ich Max kenne“, hier warf sie Max einen nicht ganz ernst
gemeinten tadelnden Blick zu, „hat er darüber nämlich noch nicht viele Worte
verloren.“
Zimt
und Sternchen hatten nichts gegen den Vorschlag einzuwenden. Jetzt, wo sie sich in
so gemütlicher Umgebung niedergelassen hatten, merkten sie erst, wie erschöpft
sie tatsächlich waren - die Reise war anstrengender gewesen, als beide gedacht
hatten. So ließen sie sich die Plätzchen schmecken und lauschten Theas Worten.
Sie berichtete den Bären davon, wie sie vor vielen Jahren ihre Stelle als Haushälterin
dieses herrschaftlichen Anwesens antrat. Dabei erfuhren die beiden bald, dass
damals ein freundlicher Ton im Hause herrschte. Thea gab sich keine große Mühe
zu verbergen, dass sich dies inzwischen ziemlich geändert hatte und Zimt und
Sternchen wussten ohne zu fragen, was damit gemeint war. Langsam löste sich die
Anspannung von der langen Reise und den ersten Eindrücken hier im Hause, die
die beiden Bären ehrlich
gesagt immer noch nicht recht einordnen konnten.
Es blieb ein Rest ungutes Gefühl, aber das war sicher der Müdigkeit geschuldet,
die sich langsam in ihnen ausbreitete. Morgen würde alles anders aussehen, da
waren die beiden sich sicher.
Thea
erhob sich und griff nach dem Topf, den sie vor sich abgestellt hatte. „Und nun
lasst euch von Max euer Zimmer zeigen! Ich hoffe, dass ihr euch hier
wohlfühlt!“ Sie beugte sich kurz zu den Bären herunter senkte die Stimme:
“Advent ist hier nämlich immer so eine Sache!“ „Die Herrschaft wünscht zu
erfahren, wann das Abendessen serviert wird!“ erklang es im gleichen Moment
heiser und streng von der Küchentür. Der Butler war eingetreten, ohne dass es
jemand bemerkt hatte. Schnell richtete Thea sich auf und strich sich die
Schürze glatt. „Um sieben Uhr, wie immer!“ antwortete sie knapp und trug den
Topf mit raschen Schritten zurück zum Herd. Zimt und Sternchen sahen sich ein
weiteres Mal mit großen Augen an. Das gleiche mulmige Gefühl, das sie beim
Betreten des Hauses überkommen hatte, breitete sich in ihrer Bauchgegend aus.
Das würde ja ein Advent werden, dachten sie gleichzeitig, während sie mit Max
die Küche verließen.
Max schob
sich das stets zerzauste rote Haar aus der Stirne, während sie die Küchentür
hinter sich zuzogen. Langsam durchquerten die drei Bären die große, sparsam
beleuchtete Eingangshalle. „Ganz ehrlich“, setzte Zimt an, „Thea ist eine Seele
von Bär.“ Sternchen nickte zustimmend, „und ihre Plätzchen und die Honigmilch
waren einfach göttlich“, ergänzte sie, während sie sich den letzten Krümel vom
Schnäuzchen wischte. „Aber“, ergriff Zimt wieder das Wort „euer Butler ist ein
echter Fall für sich. Benimmt er sich immer so?“ „Nehmt ihn einfach nicht
ernst“, versuchte Max zu beruhigen. „das ist alles gar nicht schlimm.
Eigentlich sind hier alle sehr nett“, fuhr er mit leiser Stimme fort. Die beiden
Bärengesichter ließen jedoch Zweifel an dieser Aussage erkennen. „Er ist eben
keinen Besuch gewohnt – das wird sich schon finden, macht Euch keine Sorgen!“,
fügte Max an und grinste bemüht zuversichtlich. Mit den Worten zog er die
beiden Bären zu der breiten Treppe, die ins Obergeschoss führte. „Und nun zeige
Euch erst mal euer Zimmer!“
Hoffentlich sind die Zimmer ähnlich gemütlich wie die Küche! Gut dass Thea im Haus ist. Aber da wollen wir Max mal glauben, dass der erste Eindruck täuscht und der gruslige Butler ganz ganz tief in seinem Inneren vielleicht doch ganz nett ist... *seufz*
AntwortenLöschenSo... nun heisst es doch warten wie es weiter geht...
Liebe Grüße
Melli
Wir schließen uns Melli an - hoffentlich sind die Zimmer ähnlich gemütlich wie die Küche und Gargoyle-frei... Im Zweifelsfall müssten Zimt und Sternchen während ihres Aufenthaltes bei Thea in der Küche bleiben... aber zum Glück für uns werden sie das ja nicht tun und wir werden dadurch erfahren, was es mit dem düsteren Haus auf sich hat... und warum man dort die Adventszeit nicht mag...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Flutterby und Birgit