Montag, 5. Dezember 2011

5. Türchen

Kurz darauf sah man Fuchs und Igel friedlich nebeneinander her den Waldweg entlang gehen. Silas hatte Spikes Arm um seine Schultern gelegt und stützte ihn so bei jedem Schritt, den er humpelnd vorwärts kam. Die Dämmerung tauchte alles in schummriges Licht und Silas triumphierte innerlich. Nein, er frohlockte sogar. Die Mühe war es mehr als wert gewesen und hatte ihm tatsächlich richtigen Spaß gemacht. Igel waren ja so naiv, dachte er glucksend. Er würde wirklich brav mit ihm zusammen und auf seinen eigenen Füßen zum Fuchsbau gehen und sich dort –haha!- verarzten lassen, eigentlich war das kaum zu glauben.

Bei diesen Gedanken knurrte der Magen des Fuchses noch lauter. Er konnte den Duft des Igelbratens schon fast riechen und wie von selbst beschleunigten sich seine Schritte.

HUNGER!

„Hey,“ keuchte Spike bald, „so schnell kann ich mit dem Bein nicht laufen. Hast du es besonders eilig?“ Silas erschrak. Sollte Spike etwa Verdacht geschöpft haben? Seine Stimme klang fast ein bisschen misstrauisch – das durfte natürlich um keinen Preis geschehen. Sofort verlangsamte Silas seinen Schritt. „Nein nein, lieber Igel“, beeilte er sich zu säuseln, „ich wollte dich nur vor der Dunkelheit in Sicherheit wissen!“

Und irgendwie stimmte das ja auch.

Nur eine Biegung des Weges trennte die beiden ungleichen Gefährten noch von dem Fuchsbau. Silas fühlte ein unbeschreibliches Glücksgefühl in sich aufsteigen, weil er so klug und listig war und außerdem ein unvermutetes Festmahl vor sich hatte. „Das ist Weihnachten, hihi!“, lachte er in sich hinein und zog Spike so behutsam wie möglich weiter vorwärts. Er war in Gedanken schon so bei dem bevorstehenden Festschmaus, dass er die Geräusche gar nicht hörte, die deutlich das Näherkommen eines anderen Waldbewohners hinter der Wegbiegung ankündigten. Umso mehr erschrak Silas, als er um die Ecke bog.

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