Samstag, 7. Dezember 2013

7. Türchen

Max!“ presste der grauhaarige hagere Drache wütend zwischen schmal zusammengekniffenen Lippen
hervor und fixierte Zimt und Sternchen mit stechendem Blick. „Was ist hier los?“ Die beiden Bären erschraken und wagten kaum, sich zu rühren. „Ach Onkel“, rief Max bemüht fröhlich hinter der Suppenterrine hervor, die er behutsam auf dem Tisch abstellte. „Das sind meine Freunde Zimt und Sternchen, die uns im Advent besuchen wollen.“ Der Alte zog missbilligend die Augenbrauen zusammen, was ihm ein raubvogelartiges Aussehen gab. „Wir hatten doch darüber gesprochen und Du bist am Ende einverstanden gewesen...“ fügte Max immer leiser werdend hinzu, als Thea mit einem Krug voll Minzwasser durch die Tür trat. „Nehmt doch bitte Platz“, rief sie in die Runde und beachtete die angespannte Lage gar nicht. Mit ihren Worten brach sie den Bann und bald saßen alle um den Tisch voller leckerer Speisen versammelt. „Guten Appetit!“ sagte sie, während sie die Teller der Reihe nach mit köstlicher kräftiger Suppe füllte. Der Duft ließ allen das Wasser im Munde zusammenlaufen und als der Hausherr den ersten Löffel in die Suppe senkte, langten auch die anderen kräftig zu und ließen es sich schmecken. So gut es eben schmeckt, wenn niemand auch nur ein Wort spricht und man ständig von kalten Augen beobachtet wird. So hatten Zimt und Sternchen sich ihre Ankunft auf jeden Fall nicht vorgestellt.

Zur gleichen Zeit kicherte eine dünne Stimme im hintersten Bereich der finsteren Kellergewölbe böse vor sich hin. Dies war nicht die erste Seele, die er übernehmen würde, dachte die dunkle Gestalt und es würde ihm auch hier gelingen, daran hatte er keinen Zweifel. 

Am folgenden Morgen erwachten Zimt und Sternchen frisch und ausgeruht in einem ungewohnt großen Bett mit ungewohnt viel Betthimmel über sich. Sie rieben sich die Augen und wussten schnell wieder, wo sie sich befanden. Der merkwürdige Empfang war fast vergessen – heute wollten die beiden sich von Max unbedingt das ganze Haus zeigen lassen. Sie waren schon so gespannt und brannten darauf, das alte Gemäuer zu erkunden. Nachdem sie sich ein letztes Mal beherzt gereckt und gestreckt hatten, sprangen sie voll Abenteuerlust aus dem Bett, machten sich schnell frisch und liefen ins Erdgeschoss. Max wartete an der Treppe auf sie, sodass ihnen der finstere Ausdruck im Gesicht des Wasserspeiers erspart blieb. Mit viel guter Laune und bedenklich leeren Bäuchen liefen sie die Stufen hinab und freuten sich auf ein leckeres Frühstück. Thea hatte alles in der Küche vorbereitet und so ließen die drei Bären es sich in behaglicher Atmosphäre erst einmal ausgiebig schmecken – Abenteuerlust hin oder her. Die Bären hatten sich viel zu erzählen und zu lachen, bevor sie sich auf den Weg machten, ihre ersten Abenteuer zu bestehen, wie sie fröhlich verkündeten. Thea schmunzelte, während sie den Honigkrug zurück in die Speisekammer trug. Max war in den wenigen Stunden der Anwesenheit seiner Freunde schon richtig aufgetaut, das war kaum zu übersehen und sie freute sich von Herzen darüber. Weniger erfreut wirkte Mr Patmore, der das Geschehen im Schutz der Ofenbank mit argwöhnischem Blick beobachtet hatte. Im Schatten verborgen verfolgte er aufmerksam jedes Wort und schlüpfte unbemerkt aus der Küche, als die drei Bären in aufgeregt-gespannter Stimmung zu ihrem Rundgang aufbrachen. 

Da standen sie nun in der großen Eingangshalle, die zu großen Teilen im Dunkel lag. Die dadurch erzeugte Atmosphäre steigerte ihre Stimmung noch – überall schienen sie von Geheimnissen umgeben, die es zu erkunden galt. Schnell entzündeten sie ihre Laternen und folgten Max in den hinteren Bereich der Halle. Diese war erheblich größer, als Zimt und Sternchen angenommen hatten. Im Schein ihrer Laternen erkannten sie, wie groß der Raum tatsächlich war und ließen beeindruckt die Blicke über die dunkel getäfelten Wände schweifen. Aber Max war viel zu aufgeregt, seinen Freunden sein Zuhause zu präsentieren, als dass er lange hätte stillstehen können uns so zog sie bald beherzt weiter zu den angrenzenden Zimmern am Ende der Halle. Sie blickten sich staunend um. Im Erdgeschoss gab es neben Salon, dem Esszimmer, dem Kaminzimmer und der Küche noch eine große alte Garderobe mit fast blindem Spiegel und einen kleinen Raum, in dem früher Besucher gewartet haben würden, wie man am Mobiliar erkennen konnte. Zimt und Sternchen waren ganz begeistert von den Räumen und ließen sich von Max zu jedem Gegenstand die dazu gehörenden Geschichten erzählen. Besonders die alte Uhr im Kaminzimmer hatte es Zimt angetan. Er begeisterte sich schon seit jeher für Uhren und besaß selbst ein paar schöne Exemplare, die er sorgsam hegte und pflegte. Nach und nach hatte er sich auch ans Reparieren scheinbar hoffnungsloser Fälle gewagt. Vor allem in der dunklen Jahreszeit verbrachte er oft Stunden in seiner kleinen Werkstatt und war dank seiner Geduld und seines Geschicks bald in der Lage, die meisten Uhren wieder instand zu setzen. Es war daher kaum verwunderlich, dass ihn diese Uhr im Kaminzimmer besonders interessierte. „Sie steht schon seit Ewigkeiten still“, wusste Max zu berichten „aber darüber weiß Thea bestimmt mehr. Frag sie am besten nachher selbst mal!“ Das würde er auf jeden Fall tun, das stand für Zimt sofort fest. 

Der Rundgang durch das Erdgeschoss war fast beendet und die drei Bären fanden, dass ein kleiner Imbiss jetzt genau richtig wäre. So schlenderten sie durch die Halle in Richtung Küche, doch als sie an der Holztäfelung unter der Treppe, die ins erste Stockwerk führte, vorbeiliefen, blieb Sternchen plötzlich stehen. Sie hob ihre Laterne etwas höher und ging drei Schritte zurück. Vorsichtig strich sie mit der Pfote über ein paar Holzpaneele… tatsächlich, sie hatte sich nicht geirrt: in der Holztäfelung befand sich geschickt verborgen eine weitere Tür. Im Licht der Laterne sah auch Zimt sofort, was Sternchen entdeckt hatte. Mit wenigen Schritten stand er vor der Tür. Ganz begeistert versuchte er, sie zu öffnen, doch Max hakte sich bei Zimt unter und zog ihn sachte von der Türe weg. „Hier haben wir leider keinen Zutritt“, sagte er bedauernd. „Hinter dieser Tür befindet sich der Zugang zum Keller. Der Keller wird aber nicht genutzt, der Schlüssel zu der Tür ist schon vor Ewigkeiten verloren gegangen.“ „So ein Schloss muss sich aber doch auch anders öffnen lassen?“ Zimt sah Max fragend an. Der lachte: „Klar, das wäre sicher kein Problem. Da unten ist alles jedoch schon lange ziemlich baufällig – es ist also tatsächlich besser, die Tür bleibt zu.“ 

Zimt warf Sternchen einen enttäuschten Blick zu und gemeinsam setzten sie ihren Weg in die Küche fort.
 
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Hallo ihr Lieben,
 
heute startet unser erstes Candy! Auf der Extra-Seite hier im Blog steht alles Nähere, es ist auch in der Sidebar verlinkt. Und hier. :o)
 
Liebe Grüße
Tine

5 Kommentare:

  1. Oh, ist der Drache süß!
    Da bin ich ja gespannt, was in der Küche passieren wird :O)
    Ich wünsch Dir ein schönes und besinnliches 2.Advent-Wochenende!
    ♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

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  2. Jeden Tag freue ich mich auf die fortsetzung der Geschichte. Es ist eine wunderschöne Idee. Vielen Dank dafür.
    lg Martina

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  3. Hihi ist ja witzig wie plötzlich Kommentare eintrudeln wenn es was zu gewinnen gibt.
    Ich finde die Geschichte auch ganz ohne Gewinnspiel toll und möchte nichts gewinnen sondern viel viel lieber wissen was sich hinter der Tür verbirgt. Von wegen baufällig, das glaubt doch kein Mensch und erst recht kein Bärchen. Da ist bestimmt der Bösewicht. Der will eine Seele übernehmen. Etwa die von Zimt und Sternchen? Das ist ja echt schrecklich! Der hat bestimmt auch die Seele vom Butler übernommen, drum ist der so komisch. .Aber die Thea hilft denen bestimmt. Die hat sicher ein schweres Nudelholz mit dem sie den Bösewicht verjagen kann. Und der Onkel Drako der merkt bestimmt auch bald, dass das Leben und Freundschaft und sowas alles viel wichtiger ist als Ahnenforschung. Wenn er gebraucht wird ist bestimmt Verlass auf den. Ich finde zumindest der sieht aus als könnte man sich auf ihn verlassen. Der hat sein Drachenherz am rechten Fleck, davon bin ich überzeugt! Gut, dass es morgen schon weiter geht
    Liebe Grüße
    Shania

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  4. Eine geheimnisvolle Tür, eine kaputte Uhr zu der es sich eine interessante Geschichte gibt und ein geplanter Seelenraub *Fingernägel abknabber* Dieses Jahr haben Zimt und Sternchen ja nicht wirklich eine gemütlich besinnliche Adventszeit. Schön, dass sie die Gesamtsituation nach einer Mütze voll Schlaf und einem gut gefülltem Bäuchlein schon viel positiver gesehen haben.
    Aber ich schließe mich, mal wieder, Shania an: Gut, dass es morgen weiter geht...
    Liebe Grüße
    Melli

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  5. Auch wir können nur Shania und Melli zustimmen - nur gut, dass es Morgen weiter geht... Ihr macht es dieses Jahr aber auch spannend. Ja, und auch wir glauben, dass Zimt sich irgendwann noch um diese Uhr kümmern wird, dann werden bestimmt bessere Zeiten eingeläutet... und welches abenteuerlustige Bärchen lässt sich schon von so einer verbotenen Tür abhalten... Wir bleiben gespannt und freuen uns auf die nächste Tür... gut, dass die nicht baufällig ist... *lach*

    Liebe Grüße
    Flutterby und Birgit

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