Donnerstag, 8. Dezember 2011

8. Türchen

„Du kümmerst Dich wirklich vorbildlich um den kleinen Igel“, säuselte Silas, als er wieder einmal mit Sternchen auf den frostigen Waldwegen unterwegs war. Der Wald hatte mittlerweile seine Farbe gewechselt, der frisch gefallene Schnee tauchte alles in wattiges Weiß. „Das erinnert mich sehr an meine Kindheit. Meine Mutter hat mich auch immer so lieb versorgt, wenn ich mir mal wieder eine Verletzung zugezogen hatte.“ Bei diesen Worten lächelte er gedankenverloren und schüttelte sachte den Kopf. „Ja ja, wir waren schon echte Rowdies, meine Geschwister und ich. Es gab immer etwas zu entdecken und vor allem, dem anderen etwas abzujagen.“ Er hatte immer leiser gesprochen und machte nun eine kleine Pause. Verstohlen schielte er zu Sternchen hinüber und beobachtete zufrieden, dass auch ihre Gedanken in ihre Kindheit zurück zu schweifen schienen. Ein etwas wehmütiger Ausdruck breitete sich auf ihrem Bärengesicht aus. Silas überließ sich ein paar Schritte lang seinem guten Gefühl und gab Sternchens Gedanken weiteren Raum, bevor er mit schmelzender Stimme fortfuhr: „Aber das war bei Euch da oben bestimmt nicht viel anders, oder? Ich würde die Hälfte meiner Barthaare opfern, einen Tag davon mitzuerleben.“ „Ach“, murmelte Sternchen und schlurfte ein paar Schritte durch den Schnee, „so toll war es nun auch wieder nicht.“ Schweigend gingen die beiden weiter. Beobachter dieser Szene hätten wahrscheinlich bemerkt, dass die Schultern von Sternchen deutlich herabgesunken waren.

Silas freute sich diebisch darüber, dass sein Plan so gut zu funktionieren schien. Bei der nächsten Begegnung fragte er ganz beiläufig: „Sternchen, wie oft bist Du eigentlich da oben zu Besuch? Ich meine – die ganzen anderen Engelbären müssen Dir doch sehr fehlen, oder?“ Mit treuem Blick probierte Silas seinen unschuldigsten Augenaufschlag. „Das ist nicht so einfach“, gab Sternchen kleinlaut und mit trauriger Stimme zu. „Ich habe meine Flügel zwar zurückbekommen, aber irgendwie scheinen sie nicht mehr richtig zu funktionieren. Bis auf Baumwipfelhöhe habe ich es beim letzten Versuch geschafft, aber dann bin ich unsanft auf meinem Hinterteil gelandet und seitdem habe ich es ehrlich gesagt nicht mehr versucht.“Sternchen seufzte tief. Auf einmal merkte sie selbst, wie sehr ihr ihre alte Heimat fehlte, gerade in der Weihnachtszeit. Wo sie doch jetzt verstanden hatte, um was es dabei ging und wie gut es tat, daran teilzuhaben. Sie seufzte noch einmal. „Ich werde es weiter versuchen, einen Weg muss es geben!“ Aber schon an ihrer Stimmlage konnte Silas deutlich erkennen, für wie wahrscheinlich sie das selber hielt. „Ich glaube, da gibt es tatsächlich eine Möglichkeit!“, sprach Silas listig. „Glaube mir, ich habe da so meine Quellen. Hör zu!“ Und im nächsten Moment steckten die beiden ihre Köpfe zusammen und begannen eifrig miteinander zu tuscheln.

1 Kommentar:

  1. ich glaube aber das da echt was faul ist wenn der Silas plötzlkich so lieb ist und dem Sternchen helfen will. pas lieber auf Sternchen weil so schnell geht das mit dem artig werden vor weihnachten dann doch nicht der hat bestimmt einen hinterhältigen plan
    deine Shania

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