„Max,
mal ehrlich, das hättest Du uns wirklich vorher sagen müssen!“, schnaubte Zimt
ärgerlich, nachdem sie das bisher gewaltigste Donnerwetter von Onkel Drako über
sich ergehen lassen mussten. Leider war Max die Kiste mit altem Blechspielzeug
aus den Händen gerutscht, als er damit auf die wacklige Leiter geklettert war,
um es auf einem Mauervorsprung hübsch aufzubauen – der Ausbruch des Onkels ließ
nicht lange auf sich warten. Mit hängenden Köpfen ließen die drei Bären den
Wutausbruch über sich ergehen und brachen gleich darauf zu einem ausgiebigen
Spaziergang über das umliegende Gelände auf. Die Lust auf Weihnachtsdekoration
war ihnen erst einmal vergangen – es schien das Beste, dem Onkel weiträumig aus
dem Weg zu gehen.
Vor
einer guten Weile hatte es angefangen zu schneien und dicke Flocken bemühten
sich erfolgreich, alles in noch dickere weiße Mäntel zu hüllen. „Gut, wir
wussten, dass Dir der Advent und Weihnachten einfach fehlen – dass hier aber
die totale Eiszeit herrscht, hast Du uns definitiv verschwiegen!“ Mit Schwung schmetterte
Zimt den Schneeball, den er während seiner Worte in seinen Pfoten zu einer
festen Kugel geformt hatte, gegen den dicken Stamm einer alten Eiche. „Wie
stellst Du Dir das ernsthaft weiter vor?“ Er warf Max einen spöttischen Blick
zu und griff sich wieder eine große Pfote voll Schnee. Sternchen schob einen
kleinen Schneeberg vorsichtig mit dem Fuß von einer Seite zur anderen und ergänzte
zögernd: „Ich verstehe nicht, wie Du es hier auf Dauer aushältst.“ Sie senkte
die Stimme und fuhr fort: „Dass Deine Eltern immer im Ausland unterwegs sind,
ist ja leider nicht zu ändern – es muss sich doch aber eine andere Unterkunft
für Dich finden lassen, oder? Das hier ist doch kein Zustand.“ Max drehte sich
zu den beiden Bären um und seufzte tief. „Wenn das mal alles so einfach wäre!
Es ist nicht zu ändern, ich muss die nächsten Jahre noch hier verbringen. Ihr
könnt mir glauben, ich habe schon genügend oft und lange darüber nachgedacht.“
Resigniert hob er die Schultern. „Es gibt keine andere Lösung, als sich hier
irgendwie mit dem alten Herrn zu arrangieren. Zum Glück ist er ja fast den
ganzen Tag in seinem Arbeitszimmer beschäftigt.“ Ein hilfloser Ausdruck huschte
über Max‘ Gesicht. „Mit ihm muss man umgehen wie mit einem rohen Ei! Ihr wisst
ja, er hat sich vollkommen der Ahnenforschung unserer Familie verschrieben. Für
seine Recherche erwartet er absolute Ruhe und das macht auf die Dauer einfach
keinen Spaß. Er lebt in seiner Welt, in der nichts anderes Platz hat.“
Sternchen schob den inzwischen immer höher gewordenen Schneeberg energisch mit
dem Fuß beiseite. „Ganz schlechte Ausgangslage!“ sagte sie mit Nachdruck.
„Wirklich: GANZ schlecht! Thea ist einfach wunderbar, aber das macht leider
nicht wett, wie kauzig Dein Onkel und der Herr Butler sind. Das habe ich echt
noch nie erlebt – es kommt mir fast vor, wie in einem schlechten Film. Nur in
Farbe und nicht in Schwarzweiß.“ Daunendicke weiße Flocken fielen inzwischen
immer dichter vom Himmel. Zimt schüttelte sich missmutig ein paar Schneeklümpchen
aus dem Fell. „Ich habe auch gedacht, sowas gehört in vergangene Jahrhunderte.
Wir sollten uns überlegen, wie wir die nächsten Wochen verbringen wollen – und
vor allem: wo. Lasst uns zurück ins Haus gehen, man sieht vor Schnee ja die
Pfote vor Augen nicht. Und JA“, fügte er an Max gewandt hinzu, „ich bin GANZ
LEISE!“ In Schweigen versunken traten die drei tief in ihre Jacken verkrochenen
Bären den Rückweg an. Ihre Erwartungen an den restlichen Tag waren zugegeben
wenig optimistisch.
Hui, da haben Zimt und Sternchen ja heute mal Tacheles geredet... armer Max, der sich so sehr ein bisschen Freude in seinem Zuhause wünscht. Aber man kann unsere beiden Helden ja verstehen... verlassen ihre gemütliche Bärenhöhle und dann DAS... Und doch... wer weiß, wozu es gut ist... ;O)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Flutterby und Birgit