Montag, 2. Dezember 2013

2. Türchen


Doch im Näherkommen präsentierte sich das große Haus keineswegs freundlicher oder gar adventlicher. Nirgends war ein Licht zu sehen, die großen Fenster starrten stumpf und dunkel ins Leere und auch sonst machte die Umgebung keinen einladenden Eindruck. Die beiden Bären sahen sich noch einmal kurz an und stiegen dann entschlossenen Schrittes die ehemals prachtvolle Treppe empor. Beherzt griff Zimt nach dem Türklopfer und ließ ihn gegen die mächtige Holztür fallen. „Huuuch“, fuhr Sternchen zusammen, „das klang ja echt gespenstisch!“ „Stimmt“, flüsterte Zimt „das Haus scheint völlig leer zu sein, so laut wie es eben gehallt hat… Brrrr….“ Zimt schüttelte sich. „Vielleicht sollten wir…“ In dem Moment öffnete sich die Tür mit einem unheilvollen Knarren und gab den Blick in vollkommene Dunkelheit frei. 

„Sie wünschen?“ erklang eine heisere Stimme und im aufflackernden Lichtschein konnten die beiden Bären einen alten Butler erkennen, der sie mit unbewegter Miene ansah. Damit hatten sie am allerwenigsten gerechnet. „Wir hätten uns bei Max wirklich mehr nach dem ganzen Drumherum hier erkundigen sollen“, raunte Sternchen, während Zimt sein freundlichstes Bärenlächeln aufsetzte und einen Schritt auf den Butler zu ging. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, flog ihm jemand um den Hals und begrüßte ihn stürmisch. „Max!“ riefen die beiden Bären im Chor und freuten sich, dieser unerwarteten Situation entkommen zu ein. „Schön, dass ihr hier seid!“, antwortete Max fröhlich und zog die beiden Bären hinter sich ins Haus. Die Tür fiel mit einem lauten Krachen ins Schloss. Dieses Geräusch hatte etwas so Endgültiges, dass Zimt und Sternchen erschreckt zusammenfuhren. Doch Max eilte bereits weiter durch die kalte Eingangshalle. Wie groß diese genau war, konnten Zimt und Sternchen nur erahnen, denn sie lag zu großen Teilen in tiefem Schatten. An der rechten Seite ließ sich jedoch eine breite Treppe erkennen, die ins Obergeschoss führte. Links von der Treppe befand sich eine Tür, durch den Max bereits verschwunden war. Schnell folgten die beiden ihm. Ein großer Kamin nahm fast die ganze Seite des Raumes ein, in dem sie nun standen. Trotz der enormen Größe dieses Kamins glomm darin nur der Rest eines kleinen Feuers, dessen spärlicher Lichtschein das Zimmer in gedämpftes Licht tauchte. Zimt und Sternchen sahen sich nach ihrem stürmischen Empfang das erste Mal genauer um. Vor dem Kamin stand ein altes riesiges Sofa, auf dem sich eine graue Katze zusammengerollt hatte und träge ins Feuer blickte. Mit einem Tisch und wenigen Stühlen war der Raum karg möbliert. Die andere Wand zierten einige Gemälde in breiten goldenen Rahmen, dazwischen befand sich eine große schlichte Uhr, deren Pendel so unbewegt an ihr herab hing, als wäre es zu Stein geworden. „Versteinert, genau“, spann Sternchen diesen Gedankenfaden laut weiter, „so wirkt hier irgendwie alles!“ An Zimts in deutliche Falten gelegter Stirn konnte sie erkennen, dass er ganz Ähnliches dachte. „Guck mal, Paddy“, rief Max und zauste der Katze übermütig durchs Fell, „wir haben Besuch!“ Er wandte sich wieder zu Zimt und Sternchen um, ohne den deutlich verstimmten Ausdruck im Gesicht der Katze zu beachten: „Los, ihr beiden, hängt Eure Mäntel hier an den Kamin, dann sind sie bald wieder schön trocken. Und nun kommt mit in die Küche! Thea, die gute Seele des Hauses, hat etwas für uns vorbereitet!“

2 Kommentare:

  1. Na, wenigstens hat dieses düstere, wenig einladende Haus eine gute Seele zu bieten - das lässt ja hoffen. Und noch ein weiterer Pluspunkt: Der Butler war nur alt und unfreundlich... nun stellt Euch mal vor, Euch hätte Lurch, der Butler von der Addams Family, geöffnet... *shudder*

    Liebe Grüße
    Flutterby und Birgit

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  2. Komisch dass man gute Seelen so oft in der Küche antrifft *kicher*
    Gut, dass Zimt und Sternchen gekommen sind. Ich habe den Eindruck, dass Max ein paar liebe Freunde an diesen finsteren Ort sehr gut gebrauchen kann um ihm die Adventszeit schöner zu machen...
    Alles wird gut *fest daran glaub*
    ..und weiter geht´s *freu*

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